Gedankensplitter meiner Lehrjahre

... zu erfahren, mag ich nicht immer. Schon gar nicht in einem oberflächlichen Gespräch mit einem alten Klassenkammeraden, den man zuletzt vor vielleicht vier, fünf Jahren gesprochen hat.

Eine kurze Begegnung in der Straßenbahn, sie dauerte sechs Haltestellen. Ich würde in der kurzen Zeit nicht davon erzählen, dass meine langjährige Beziehung vor kurzem in die Brüche gegangen ist plötzlich & unerwartet und noch weitere Details, die ich ja nicht weiter breittreten muss, weil nicht ich am erzählen war, sonderen der Bekannte.

Zu viel Persönliches in zu kurzer Zeit für meinen Geschmack. Ein wenig überrascht und betroffen, versuchte ich mir noch ein paar wohlwollende Worte zurecht zu legen und schon stieg er wieder aus mit der Verabschiedung "Vielleicht sieht man sich ja mal wieder..."

Öhm ja, wahrscheinlich wieder irgendwann in der Straßenbahn oder zufällig an einer Haltestelle in einem Monat, oder aber auch erst in ein paar Jahren, wenn es der Zufall denn so will.

So lange ich noch die Zeit dazu habe :-)

Vor wenigen Tagen beendete ich das Buch "Der Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier, das mir sehr gut gefallen hat. Ein Lehrer, der nach vielen vielen Jahren im Schuldienst aufgrund einer kurzen aber intensiven Begegnung mit einer Fremden alles stehn und liegen lässt und sich in ein Land begiebt dessen Sprache er nicht mächtig ist, um das Leben eines fremden Mannes zu erforschen. Ein wenig verrückt, nicht immer logisch, viele komplizierte Namen, die ich mir nur schwer merken konnte, doch trotzdem reizte mich das Buch. Der Gedanken seinen Alltag einfach hinter sich zulassen, aus dem täglichen Trott auszubrechen und sich einfach in eine fremde Welt zu stürzen, seinem Instinkt zu folgen, sich neu kennen zu lernen, sich selber wiederzufinden - einfach mitreißend.

Gestern fiel mir dann das Buch "Wie ein letzter einziger Tag" von Nicholas Sparks in die Hände. Der Zufall wollte es wohl so, da ich erst die letzten Tage von zwei Personen davon Lobeslieder vorgesungen bekam. Für meine Verhältnisse kein Buch, sondern nur ein Heftchen, gestern abend begonnen und heute früh erleichtert wieder weggelgt. Absolut nichts für mich. Es soll eine rührende Geschichte sein, die einen bewegt, über die einzige und wahre Liebe. Den Anspruch nicht kitschig zu sein, erfüllt es meines erachtens nicht. Nach den Büchern Schatten des Windes und Nachtzug nach Lissabon, fand ich die Geschichte so platt, kitschig und vorhersebar, dass ich fast das Gefühl bekam, dass ich dieses Buch auch selber hätte verfassen können... Scheinbar gibt es viele, die diese Geschichte vergöttern und die Tränen in Sturzbächen fließen, mir hat es aber nur ein müdes Geähnen entlockt. Die Geschichte ist schon traurig, aber so einfach erzählt, das es mich gelangweilt hat.

Auf unergründliche Weise führte mich mein Weg in letzter Zeit öfter als sonst ins Kino.

So flimmerten in naher Vergangenheit Babel, Der gute Hirte und heute Pan's Labyrinth über meine Netzhaut.

• Babel hat mich berührt, während des Films nachdenklich gemacht und die gezeigte Szenerie war sehr eindrucksvoll.
• Der gute Hirte hat mich über fast drei Stunden schrecklich gefoltert, so sehr habe ich mich gelangweilt, im Kinosessel hin- und hergewunden, ständig auf die Uhr geschaut und irgendwie war mein sonst relativ gutes Gedächtnis für Gesichter außer Kraft gesetzt , da ich ständig Personen nicht wiedererkannte und zuordnen konnte.
• Vor wenigen Minuten habe ich Pan's Labyrinth gesehen. Meiner Meinung schafft der Film den Spagat zwischen einer unheimlich schönen Märchenwelt und der brutalen Realität nicht wirklich gut. Es war für mich einfach nur teilweise sehr merkwürdig, ekelhaft und schaurig, so dass ich das ein oder andere Mal lieber meine Handflächen bestaunt habe, als den Blick auf die Leindwand zu heften. Die unzähligen Male, wo Menschen aus nächster Nähe abgeknallt wurden, musste ich nicht jedes Mal genau verfolgen... Irgendwann bin ich unbewusst zum Weichei mutiert und kann sowas einfach nicht mehr sehen.

Irgendwie ist in sehr kurzer Zeit viel zusammen gekommen:

• Heute Abend Kino: Pan´s Labyrinth
• Planung einer Fahrt nach Bochum
• Besuch des Starlightexpress in Bochum - Problem ist wie kommt man am günstigsten hin und auch wieder zurück, mit oder ohne Übernachtung, weil die Anfahrt ist leider kein Katzensprung
• Junggesellinnenabschied steht an
• Besuch des Snowdomes in Bispingen, was lustig wird, wenn man so gut wie keinerlei Erfahrung im Bezwingen der für den Schnee vorgesehenen Fortbewegungsmittel hat
• Besuch einer standesamtlichen Hochzeit - darf die wartenden Gäste wahrscheinlich mit Getränken versorgen
• einige Geburstage stehen noch an
• Planung der eigenen Party und das Beantworten der leidigen Frage: Was wünscht du dir denn?
• Erfahren an welche Schule ich abkommandiert werde

Das ist doch Einiges für die nächsten drei Wochen, oder etwa nicht?

Ja seit Freitag habe ich nun Gewissheit, auch ich gehöre zu den (noch) Glücklichen, die einen Referendariatsplatz ergattert haben. Mein zukünftiges Studienseminar ist sogar so nah, dass ich höchstwahrscheinlich gar nicht umzuziehen brauche (außer ich werde wirklich an den am weitesten enfernten Punkt im Seminargebiet, von meinem Wohnsitz aus betrachtet, eingesetzt. Im schlimmsten Fall brauche ich also wohl einen motorisierten Untersatz. Das kann noch heiter werden... *g*.

Die erste Mail vom Studiensemiar trudelte heute auch schon ein, dabei habe ich den Platz noch nicht mal offiziell angenommen, weil den Brief habe ich auch erst heute losgeschickt.

Nun geht es wieder los mit dem Ausfüllen von Formularen...